Millenium und Gegenwart

Dass es sich dabei jedoch um einen allgemeinen Trend handelte, zeigte sich als die Saxonia im Sommer 1999 – durch die zeitlichen und gesellschaftlichen Veränderungen bedingt – ohne Aktivitas war und sich gezwungen sah, ihre Etage in der Gabelsbergerstr. 24 aufzugeben. Diese Etage wurde bewusst von der Ottonia übernommen, ab dem Jahreswechsel umgebaut und im Sommer 2000 der Aktivitas freigegeben. Ziel war es, die seit 1992 auf zwei Standorte quasi geteilte Aktivitas wieder zusammenzuführen. Aktivitas und Philisterium hatten erkannt, dass der wichtige interne Zusammenhalt einhergeht nicht nur mit einer gemeinsamen Identität und einem generationsübergreifenden Freundschaftswillen, sondern insbesondere auch mit einem gemeinsam entwickelten Selbstbewusstsein. Ausschlaggebende Grundlage dafür war ein für alle gemeinsamer Ausgangpunkt – das Ottonenhaus. Damit steht außer Frage, dass die Ottonia in 1999/2000 in der geistigen Analogie des Jahres 1917 handelte, als sich Aktivitas und Philisterium zusammengefunden hatten und das Haus in der Gabelsbergerstraße für die Gemeinschaft zu erwerben und als gemeinsamen Ort der Pflege von Freundschaft und Wissenschaft auszubauen. Die gesellschaftlichen Veränderungen haben vor allem eines gezeigt, dass der Aktivennachwuchs seit den 1990er-Jahren vor allem aus den zur Verfügung gestellten Zimmern sichergestellt ist. Deshalb ist die Mietdauer in den 12 Zimmern des Ottonenhauses auf vier Semester begrenzt, welche aber durch die Übernahme von Ämtern um bis zu zwei Semester verlängert werden können. Verbandsübergreifend und zukunftsweisend wurde 2001 auf Betreiben der Philisterseniores Bernd Gondro (Alemannia) und Max Gehles (Ottonia) der KKM (Katholische Korporationen München) aus der Taufe gehoben. Dieser deutschlandweit einmalige Zusammenschluss von MKV, McV, Unitas München (bis 2015) und K.B.St.V. Rhaetia in München symbolisiert auf lokaler Ebene nicht nur die Notwendigkeit der gegenseitigen Annäherung, sondern vielmehr den idealistischen Willen dieser starken Zusammenarbeit auf einem solchen akademischen und gesellschaftlichen Niveau, in erster Linie zukunftsgerichtet selbstbewusst und öffentlichkeitswirksam das gemeinsame vorhandene Potential zu entwickeln. Der formale Beitritt der Ottonia als offizielles Mitglied des KKM erfolgte dann im Rahmen des 140. Stiftungsfestes 2006. […] Das 140. Stiftungsfest im Jahr 2006 wurde zu einem der ersten Höhepunkte des neuen Millenniums. Allen voran mit der Gründung des sog. „Damenflors“ im gleichen Jahr durch Carmen Wittmann als Seniorita und Ruth Säugling als Patroness, gelang es dieser mittlerweile als feste Institution innerhalb der Ottonia, durch intensivste Arbeit in den 10 Jahren ihres Bestehens, Ottonenveranstaltungen nicht nur zu bereichern, sondern erst möglich zu machen. 2006 war auch das Jahr des 140. Stiftungsfestes, in dessen Zusammenhang Aktivitas und Philisterium in gewohnter Eintracht zusammenarbeiteten um eine großartige Veranstaltung mit bleibendem Erinnerungswert für die Teilnehmer zu ermöglichen. Ein Höhepunkt war neben der Neustiftung des „Digitus Bavariae“, die Segnung der neuen Fahne, die auf die Initiative des Philisterseniors Theo Säugling zurückgeht, zeitnah zum 140. Stiftungsfest (19.-21. Mai 2006) fertig gestellt wurde. Die Ottonia – Aktivitas und Philisterium ist überdies in mehrfacher Hinsicht ehrenamtlich aktiv, sei es im Kloster St. Bonfiaz in der stetigen Unterstützung der dortigen Obdachloseneinrichtung Haneberghaus, oder dem Idiofa-Pro jekt (Kongo) der Philister Msgr. Rudi Spatschek und Prof. Dr. Dr. Claude Ozankom. Diese fortdauernde Unterstützung steht im Zeichen der „Religio“, indem Ottonen kontinuierlich Bereitschaft zeigen und Verantwortung für Andere übernehmen. Weitsichtig war die Entscheidung des Philisteriums und insbesondere der Philister Max Gehles,  Eugen Munk und Dr. Werner Biebl im Juli 2006 mit dem fundierten „Ottonen-Weißbuch“, nicht nur auf die Veränderungen des Mitgliederstandes hinzuweisen, sondern viel mehr zu reagieren: Diese dient dem Zweck der sich demographisch verändernden Situation des Philisteriums (aufgrund von Todesfällen und nachlassender Philistrierungen) und der sich damit veränderten finanziellen Ausgangsituation der Verbindung dauerhaft vorbeugend zu begegnen. Das Ottonenhaus, überregional bekannt unter dem mehr als treffenden Namen „OASE“ – ist zu einem Ort des interfachlichen Austausches geworden. Die Verbindungen Albertia, Erwinia und es der Aktivitas und dem Philisterium, nicht nur den Anforderungen einer komplexen Gegenwart des Jahres 2016 zu begegnen, sondern dieser – im Rückgriff auf den lebendigen 150jährigen Ottonengeist – gerecht zu werden. [...]